Weihnachtsgeschichte von Carl Orff Im Zentrum soll die wunderbar irdische Musik des Münchener Komponisten stehen. Darum folgt sie auch bayrischer Mundart in den gesprochenen Stücken. Die Musik wirkt bäuerlich und beschreibt doch sensibel mit dem Orff'schen Instrumentarium das Geschehen an der Krippe. Ergänzt wird das Stück durch weitere Chormusik mit Posaunenchor und Kantorei. Die Leitung hat Kantor Martin Seimer.
Letzter Sonntag im Kirchenjahr Lasst eure Lenden umgürtet sein und eure Lichter brennen. | Lk 12,35 Andacht lesen
Vorletzter Sonntag im Kirchenjahr Denn wir müssen alle offenbar werden vor dem Richterstuhl Christi. | 2. Kor 5,10a Andacht lesen
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Die Geschichte der Kirche ist eine Geschichte von immer neuen Aufbrüchen. Nach institutioneller Verfestigung und schrecklichen Fehlentwicklungen folgt mit fast tröstlicher Konsequenz die Besinnung auf das, was Nachfolge in der Gemeinde Jesu Christi im Kern ausmacht.
Inspiration
Die enge Verbindung von kirchlicher und weltlicher Macht, wie sie sich etwa im 11. und 12. Jahrhundert herausbildete, hat zu tiefgreifenden Reformversuchen geführt.
Lux lucet in tenebris
Das Licht leuchtet in der Finsternis
Einige der vorreformatorischen Bewegungen, die sich nicht in den großen Strom der katholischen Kirche einbinden ließen, hat man abwertend als "Ketzerei" verurteilt und verfolgt. Dazu zählen auch die Lehren des Lyoner Kaufmanns Waldes, der sich von den biblischen Schriften inspirieren ließ, sein Leben konsequent am Vorbild Christi auszurichten, wie es im Evangelium nachzulesen ist (Mk 10, 17-27):
Als Jesus sich auf den Weg machte,
lief einer herbei,
kniete vor ihm nieder und fragte ihn:
Guter Meister, was soll ich tun, damit ich das ewige Leben ererbe?
Aber Jesus sprach zu ihm:
Was nennst du mich gut? Niemand ist gut als Gott allein.
Du kennst die Gebote: "Du sollst nicht töten; du sollst nicht ehebrechen;
du sollst nicht stehlen; du sollst nicht falsch Zeugnis reden;
du sollst niemanden berauben; ehre Vater und Mutter."
Er aber sprach zu ihm:
Meister, das habe ich alles gehalten von meiner Jugend auf.
Und Jesus sah ihn an und gewann ihn lieb und sprach zu ihm:
Eines fehlt dir. Geh hin, verkaufe alles, was du hast, und gib's den Armen,
so wirst du einen Schatz im Himmel haben, und komm und folge mir nach!
Der Mann aber wurde unmutig über das Wort und ging traurig davon;
denn er hatte viele Güter.
Und Jesus sah um sich und sprach zu seinen Jüngern: ...
Wie schwer ist's, ins Reich Gottes zu kommen!
Es ist leichter, daß ein Kamel durch ein Nadelöhr gehe,
als daß ein Reicher ins Reich Gottes komme.
Das Gebot der Armut
Waldes war von der Einsicht zutiefst durchdrungen, dass eine Kirche nur dann glaubwürdig wird, wenn sie selbst ein Leben in der Nachfolge Christi führt. Dazu gehörte z.B. das Gebot der Armut.
"Nachdem er all seinen Besitz verkauft hatte, warf Waldes aus Weltverachtung sein Geld wie Dreck den Armen hin", so schreibt der Inquisitor.
Erstaunlich, dass man damals mit einer solchen Haltung zahlreiche Anhänger gewinnen konnte. Und doch gab es die reichlich. Ein Augenzeuge, der in Rom einigen Waldensern begegnet war, schreibt im Jahre 1202:
"Diese Leute haben keinen festen Wohnsitz. Sie ziehen je zwei und zwei durchs Land, mit nackten Füßen und Wollkleidern. Sie haben keinen eigenen Besitz; denn sie haben alles gemeinsam nach dem Vorbild der Apostel. Sie folgen nackt dem Christus nach."
"Wie kann ein nackter Christus so ein Anziehungspunkt sein? Die Antwort liegt auf der Hand, wenn man sich vergegenwärtigen, wer der bekleidete Christus in jener Zeit war. Er war der Kreuzritter mit Schwert und Harnisch, der das Heilige Land erobern sollte. Der "bekleidete" Christus. Das war derjenige, der mit Waffen und nicht mit dem Wort, der mit dem Schwert und nicht mit dem Krenz die Menschen besiegen sollte. Gegen diesen bekleideten Christus setzten die Waldenser den "nackten" Christus, ohne Schwert, ohne Harnisch, ohne Panzer." (Astrid Bender)
Laienbewegung - Gefahr für die mittelalterliche Kirche
Waldenser in Europa 1176-1532
Die Waldenser, die sich selbst die "Armen Christi" nannten, wurden in der Tat bald zu einer wirklichen Gefahr für die mittelalterliche Kirche. Der Kaufmann Waldes, dem bald der Name des Apostelführers Petrus (Pierre) beigegeben wurde, war kirchlich gesehen ein Laie. Es fanden sich schnell viele andere Laien, die aus ähnlicher Besorgnis um die wahre Kirche eine Befreiung vom fehlgeleiteten Klerus suchten.
Und wie Joachim von Fiore, der um die erste Jahrtausendwende das Einbrechen des Zeitalters des Heiligen Geistes predigte, so vertrat auch Petrus Waldus einen unmittelbaren Glaubensbezug zu Gott, der keine priesterlichen Vermittlung bedarf. In dieser Linie war es konsequent, dass der Lyoner Kaufmann Teile der Bibel in die Volkssprache übersetzen ließ - 350 Jahre vor den großen Reformatoren.
Waldes war kein Einzelfall. Gerade im südlichen Frankreich, wo es schon sehr früh ein von Ägypten her geprägtes, selbstständiges Christentum gab und in der eigensinnigen Kleinstaatenwelt Norditaliens entstanden mehrere religiöse Erneuerungsbewegungen: Albigienser, Katharer, Waldenser, aber auch die Franziskaner gehörten zu der sich in Laienorden organisierenden Armutsfrömmigkeit.
Konfrontation
Die Vorstellung einer neuen Kirchengründung war der damaligen Zeit völlig fremd. Die große katholische Kirche konnte in diesen Basisbewegungen nur eine Amtsanmaßung sehen.
Bereits 1184, also noch zu Lebzeiten Waldes, der vermutlich um 1206/07 starb, verurteilte Papst Lucius III. die Waldenser als Ketzer. Zunächst waren die offizielle Stellen noch bemüht, den sich ausbreitenden Vorstellungen auf geistigem Gebiet entgegenzutreten. Wenn auch auf seltsame Weise: 1197 verbot der Papst das Bibellesen!
Waldenser werden gezwungen, rotglühendes Eisen in die Hand zu nehmen
Aber bald folgte auch die Gewalt. 1208 rief der Papst zum Kreuzzug gegen die Katharer auf; im selben Jahr wurde die Bruderschaft des Franziskus vom Papst anerkannt. Mit dieser Doppelstrategie versuchte man, die berechtigte Opposition, soweit sie zur Unterordnung bereit war, als belebendes Element zu integrieren und sie ansonsten abzuspalten und zu zerschlagen.
Die nächste Antwort auf die Erschütterung durch die neuen Bewegungen war die Gründung des Predigerordens der Dominikaner um 1216. Als von Papst Gregor IX. im Jahre 1231 die Inquisition offiziell eingerichtet wurde, begannen endgültig die dunkle Zeit des Terrors. Für Unbußfertige und Rückfällige wurde der Feuertod als Strafe bestimmt. Das Meer von Blut und Flammen gehört zu den schlimmsten Kapiteln der Kirchengeschichte.
Verbrennung von 80 Waldensern
Trotz der Verfolgung waren die Waldenser auch nördlich der Alpen ziemlich erfolgreich. Das Rückgrat der Bewegung bildeten Wanderprediger, die in Armut lebten und meist unverheiratet waren.
Als Kaufleute getarnt, zogen sie von Gemeinschaft zu Gemeinschaft und predigten das Reich Gottes und den Christus für die Armen. Sie übernahmen die Verwaltung der Sakramente, insbesondere Abendmahl und Beichte und fanden ihre Anhänger meist unter Handwerkern, Bauern und Frauen. Die Bibel blieb für sie die einzige Autorität. Wörtlich wollten sie die Bergpredigt nehmen und den Eid nicht schwören, weil sie sich allein an Gott gebunden fühlten.
Profil waldensischen Glaubens
Katechismus aus Gewissenruh - bis 1825 war Französisch Schul- und Kirchsprache
Das Profil urwaldensischen Glaubens lässt sich am deutlichsten ablesen in den Ergebnisse der sog. Konferenz von Bergamo, wo sich im Mai 1218 sechs französische und sechs lombardische Delegierte trafen. Die wichtigsten Punkte sind hier zusammengefasst aus einem Brief an Waldenser nördlich der Alpen:
Autorität ist Christus ohne menschlichen Vorgesetzten (sine preposito).
Christus spricht durch die Schrift ohne weitere Interpretation (sine glossa).
Der Gegensatz von heilig und profan wird aufgehoben: Es gibt keine besonderen heiligen Orte oder Dinge.
Nachfolge ist möglich ohne jede priesterliche Vermittlung. Jeder ist frei, auch die Taufe und das Brotbrechen, also die Feier des Abendmahls, zu vollziehen, auch Frauen, Sünder und Nichtchristen. Denn nur Christus selbst ist es, der die Sakramente durch sein Wort wirksam macht.
Volle Nachfolge geschieht durch Predigt freiwillig Armer. Auch Frauen sind als Predigerinnen anerkannt. Wichtig ist der Verzicht auf selbstversorgende Handarbeit. Die Armut der Prediger soll das Evangelium den Ärmsten nahe halten.
Nachfolge geschieht bei Predigern und Glaubenden durch Liebe ohne Schwertgebrauch und Eid (sine gladio et juramento). Daher ist eine Teilnahme an Kreuzzügen undenkbar. Es gibt auch keine Todesstrafe: Schuldige sind zurechtzubringen und zu heilen.
Verklagt - Verbrannt - Verfolgt
Als die Inquisition erst richtig an Fahrt gewann, wurden viele Waldenser als Hexen verleumdet, verfolgt und gefoltert. Die Überlebenden wurden bis in die Cottischen Alpen zwischen Grenoble und Turin zurückgedrängt. In dieser unzugänglichen Bergwelt konnten sie sich besser verteidigen, wie folgendes Zitat belegt:
"Solche Leute gibt es hier, in Piemont; schon fünf Inquisitoren sind dorthin gegangen, um diesen Fluch fortzuheben, und die wurden von diesen schlechten Leuten ermordet."
Zugleich waren sie dort aber auch abgeschlossen; die Bewegung war gewissermaßen verkapselt und wurde geduldet, weil sie sich nicht weiter ausbreiten konnte.
Hütte der Waldenser
Als dann im nahegelegenen Genf Calvin die Reformation durchsetzte, schlossen sich 1532 die letzten Reste der "Armen Christi" dieser Aufbruchsbewegung an. Man errichtete eine kleine reformierte Kirche mit Pfarrern anstelle der früheren Wanderprediger. Ein tiefer Einschnitt in der Geschichte der mittelalterlichen Reformbewegung - manche sprechen vom Tod der "Armen Christi".